Max: Das klingt so, als ob UX- und UI-Design kein wirkliches Thema in Deinem Studium gewesen wären.
Dominik: Ja, das stimmt. Was zweierlei Gründe haben dürfte. Zum einen ist Mainz die Stadt von Johannes Gutenberg. Print überstrahlt da alles – auch an den Hochschulen. Und mein Studium ist schon etwas her, vor zehn Jahren habe ich angefangen. Heute sähe das bestimmt etwas anders aus, denn die Disziplin wird immer populärer. UX-/UI-Designer werden gesucht, darauf reagieren die Hochschulen natürlich.
Max: Wo und wie kamst Du dann zum Thema User Experience?
Dominik: Als Werkstudent in einer Agentur. Dort rutschte ich in die Augmented- und Virtual-Reality-Schiene, was damals, so 2014, 2015, noch völlig neu war. Eine komplett offene Welt, mit der Herausforderung, diese für mögliche User:innen zum Beispiel in Museen zu erschließen. Was kann man damit machen? Wo könnte ein Nutzen liegen? Das steckte dann schon sehr viel UX- und UI-Design drin.
Max: Klingt aufregend, aber auch kompliziert. Wie erklärst Du Deiner Oma, was du genau machst?
Dominik: Gute Frage. Eine Metapher wäre da gut.
Max: Digitaler Lotse vielleicht?
Dominik: Nein, ich bin kein Lotse. Ich helfe niemandem aktiv, sondern sorge bestenfalls dafür, dass keine Hilfe notwendig ist. UX-/UI-Designer sind eher Verkehrsplaner:innen, die aber – ohne da jemandem nahe treten zu wollen oder Ahnung davon zu haben – viel mehr und schneller auf Tests, Kund:innen- und User:innen-Feedback sowie Analysedaten reagieren.
Max: Deine Arbeit ist also mit Veröffentlichung nicht getan?
Dominik: Ganz und gar nicht. In der Projektphase mache ich mir Gedanken, wie alles funktionieren könnte, wie man alle Anforderungen unter einem Hut bekommt. Während der Entwicklung wird adaptiert und angepasst. Alles so weit logisch. Doch ich benötige Nutzer:innen-Erfahrungen aus Tests und Betaphasen. In der eigenen Blase zu verweilen, kann ich mir nicht erlauben. Die User:innen müssen mitgenommen werden und zufrieden sein.
Max: Und hübsch muss es aussehen.
Dominik: Ja, aber meine Aufgabe geht tiefer als das. Auf jeden Fall sollte man UX und UI nicht gleichsetzen. Nicht nur schöne Oberflächen, also User Interfaces zählen. Die User Experience – der Userflow, der Aufbau, die Struktur –, das sind Dinge, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Auch wichtig: Welche Daten sollen Nutzer:innen überhaupt sehen? Was lasse ich weg? Das kostet viel mehr Zeit, Energie und Gehirnschmalz als die letztendliche Optik. Ich will aber nicht abstreiten, dass ein positiver optischer Eindruck hilft. Anwendungen sollen Spaß machen.
Max: Wie viel Auflockerung ist erlaubt?
Dominik: Das hängt vom Kontext ab. Eine Banküberweisung muss einfach und logisch sein. Das muss man auf Abläufe, Positionen und Bezeichnungen zurückgreifen, die gelernt sind. Ein gutes Beispiel: Wo ist beim Online-Shopping Dein Einkaufswagen platziert?
Max: Oben rechts.
Dominik: Genau. Wenn er woanders ist, fängst Du das Suchen an. Gleichzeitig finde ich Goodies und Gimmicks, die es zu entdecken gibt, supernett. Wenn man in Chrome mehr als 100 Tabs geöffnet hat, erscheint beispielsweise ein Smiley anstatt der Tab-Anzahl. Oder der kleine Dino, mit dem man spielen kann, wenn gerade keine Internetverbindung vorhanden ist … Solche Sachen sind cool.