Max: Karina, wie kommst Du rein?
Karina: Gut. Auch gut, dass wir im Vorfeld schon mal über das Thema gesprochen haben. So hält sich meine Nervosität in Grenzen.
Max: Wir beginnen auch ganz leicht für Dich, nämlich mit Dir selbst. Wann und wie hast Du angefangen, Dich mit Computern auseinanderzusetzen?
Karina: Das war als Kind mit dem Computerspielen. Wir selbst hatten keinen. Doch bei einem meiner Onkels spielte ich immer “Soko-Ban”. Da musste man Kisten in möglichst wenigen Aktionen zu einer Zielfläche verschieben. Alles noch ganz rudimentär. Ein anderer Onkel hatte dann später auch jede Menge Spiele. Da habe ich geflippert und so.
Max: Also warst Du ein Nerd-Mädchen ..?
Karina: Das würde ich nicht sagen. Aber ich interessierte mich schon früh auch für andere Dinge als viele meiner Schulkolleginnen. Mit meiner besten Freundin war ich zum Beispiel im Segel- und Motorflugverein. Und eine Tüftlerin war ich auch. Um den Sinclair-Computer von einem dieser Onkels zum Starten zu bringen, hat es Hartnäckigkeit gebraucht. Ich wollte halt spielen ... Aber Programmieren oder was Eigenes kreieren war damals kein Thema.
Max: Wann und wie kam es dazu?
Karina: In der Schule lernten wir in einem Wahlfach GW-Basic, was in mir allerdings keine Begeisterung wecken konnte. Wirklich länger auseinandergesetzt mit Computern habe ich mich erst nach dem Abi und nach einem kurzen Au-pair-Aufenthalt in Irland. Vor Ort schrieb ich wöchentliche Rundmails. Wieder zu Hause, zog ich das Ganze größer auf und baute eine Webseite für die Texte und Bilder, also quasi ein Blog. Damals noch mit WYSIWYG-Tools wie Microsoft Frontpage. Ich hatte viel Zeit und wollte, dass das schön aussieht.
Max: Das war also der Antrieb zu Deiner späteren Studienwahl …
Karina: Genau. Das hat mir Spaß gemacht und mich interessiert. Mein damaliger Freund und heutiger Mann hatte damals bereits in Lübeck angefangen zu studieren. Also schaute ich, was es dort in Richtung Webdesign gab, und wurde mit “Informationstechnologie und Gestaltung” fündig. Wir beackerten da die Schnittstelle zwischen Programmierung und Design. Und bis zum Studienstart machte ich ein Praktikum in einer Webagentur.
Max: Was hattest Du vor mit deinem Studium?
Karina: Ich dachte lange, das wird das, was ich bei meinem Praktikum machen durfte: Webseiten bauen. Auch vom Kinderkriegen ließ ich mich kaum ablenken und zog alles ohne längere Pausen durch. Am Ende hatte ich aber wahnsinnig Glück, dass mir Adobe über mein Xing-Profil noch während meiner Diplomarbeit eine Stelle als Testerin anbot. Das eröffnete mir eine ganz neue Perspektive und weckte meinen Ehrgeiz.
Max: Wie hoch war der Frauenanteil in deinem Studiengang?
Karina: Von den 20, die durchkamen, vielleicht so fünf bis acht Frauen. Die meisten zog der Gestaltungsaspekt an – wie mich ja auch erst. Ich tat mir aber nicht so schwer in den technischen Fächern und Mathe wie viele meiner Kommilitoninnen. Da hatte ich vielleicht den Vorteil eines bayerischen Abiturs im Rücken. Vieles war für mich nur Wiederholung, und schlecht war ich da eh nie. Einzig Programmieren gefiel mir abermals nicht, was für Testerinnen allerdings verkraftbar ist.