Max: Sua, wir starten ganz holakratisch: Wie kommst du rein?
Sua: Ich mag diese Frage! Ich komme mit einem guten Gefühl rein, ich freue mich, über mein Heimatland erzählen zu können. Klar, Freunde fragen mich immer wieder nach Südkorea. Aber so ausführlich, in einem Interview, das ist neu für mich. Wie kommst du rein, Max?
Max: Auch gut. Du erzählst im Arbeitsalltag immer mal häppchenweise, was dort schon digital möglich ist. Ich bin sehr gespannt, mehr zu erfahren.
Sua: Gerne.
Max: Wäre Digitalisierung ein Wettbewerb, hätte Deutschland dann eine Chance gegen Südkorea?
Sua: Südkorea ist in einigen Punkten Deutschland weit voraus. Es gibt schon seit ein paar Jahren flächendeckend 5G, der Lebensalltag ist durchdigitalisiert. Und während hier Metaverse als Idee noch belächelt wird, investieren dort Staat und Wirtschaft viel Geld für praktische Anwendungen. Zum Beispiel die Stadtverwaltung Seoul. Hier sollen nach und nach alle Dienstleistungen auch im digitalen Raum zu erledigen sein – noch dieses Jahr die ersten.
Max: Woher kommt dieses Engagement, dieser Ehrgeiz?
Sua: Sicher gibt’s da Untersuchungen, ich kann aber nur von meinen Erfahrungen berichten. Wie Deutschland knapp zehn Jahre früher, musste Südkorea in den Fünfzigern nach dem Korea-Krieg ebenfalls bei null anfangen. Von daher haben wir vielleicht die gleiche Anpackermentalität, den Fleiß. Was ich aber schnell hier bemerkte: Wir Koreaner:innen fordern mehr. Wenn etwas nicht sofort funktioniert, wenn irgendwo etwas fehlt, gehen wir dem nach und fragen nach dem Vorgesetzten.