Herr Schäfer, Sie haben in Ihrem Berufsleben sehr viele Transformationen mitgemacht. Was ist Ihrer Meinung am wichtigsten, damit eine Transformation klappt?
Thomas Schäfer: Man muss sehr viele Menschen einbinden – vor allem diejenigen, die von den Prozessen betroffen sind. Gleichzeitig muss man auch die Sicht von außen berücksichtigen. Man sollte auch nicht den Fehler machen, zu glauben, dass man ein Weltmodell generiert, sprich, alle Probleme gleichzeitig lösen kann. Es muss eine sinnvolle Größenordnung sein. Wir haben gute Erfahrungen gemacht, Meilensteine zu definieren mit denen wir uns jeweils einzeln beschäftigt haben. Anschließend geht man wieder einen Schritt weiter.
Zur Transformation der WVV gehört auch das Tochterunternehmen smart and public. Herr Schäfer was war Ihre Motivation, dieses Unternehmen zu gründen?
Schäfer: Unsere Mitarbeiter halten unsere operativen Systeme am Laufen – das ist eine extrem wichtige Arbeit. Immer wenn ein neues Thema aufkam, hatte die Verbesserung des operativen Systems Vorrang. Daher war schnell klar, dass wir neben unserer klassischen IT, die das Tagesgeschäft am Laufen hält, eine Einheit außerhalb brauchen, die solche Aufgaben anders priorisieren kann. Zudem wollten wir auch Menschen an Bord holen, die nicht klassisch aus der Versorgungsbranche kommen und neue Denkweisen hereinbringen.
Sua Hwang: Wir waren für neue Systeme und Apps in der Vergangenheit immer auf Dienstleister angewiesen, für die wir viel Geld ausgaben, ohne dass Know-how im Haus aufgebaut wird. Wir waren uns deshalb einig, es wäre viel besser, wenn wir selbst etwas aufbauen und direkt Mehrwerte erzielen können.
Wie sind die Zukunftspläne mit smart and public?
Hwang: Wir konnten in den vergangenen zwei Jahre erfolgreich das Fundament legen, sodass wir nun in der Lage sind, hochwertige Software im kommunalen Bereich zu entwickeln. In den nächsten fünf Jahren gilt es, diese Basis weiter auszubauen. Wir holen auf, was andere Unternehmen bereits einsetzen und andererseits schaffen wir auch Neuentwicklungen. Gerade für Letzteres haben wir ein wirklich smartes Team aus aktuell 17 Personen zusammenbekommen.
Apropos smartes Team, wie sehr betrifft Sie der Fachkräftemangel?
Hwang: Ich ging anfangs davon aus, dass das Recruiting sehr schwierig wird. In der Corona-Zeit kamen allerdings auch viele zu Hause ins Grübeln, ob sie mit Ihrer Arbeit zufrieden sind und ob es sich dabei um eine sinnstiftende Tätigkeit handelt. Wir konnten genau diesen Nerv treffen, indem wir gesagt haben: Ihr könnt Eure Stärken bei uns für etwas Sinnvolles einsetzen – nämlich für die Digitalisierung im öffentlichen Bereich. Das hat Eindruck gemacht und wir hatten dementsprechend sehr viele Bewerber und Bewerberinnen.