Oliver Heim prüft den Empfang in einem Technikraum des Heizkraftwerks.

Arbeitserleichterungen sind immer zu begrüßen. Kein Wunder also, dass die LoRaWAN-Thematik im Heizkraftwerk auf großes Interesse stößt. Im Oktober gaben sich EG-H und SPG gegenseitig Einblick in ihre Arbeit und besprachen weitere Schritte für ein gemeinsames Projekt.

Die Wege sind weit im Heizkraftwerk an der Friedensbrücke (HKW). Treppe hoch, über einen Gitterrost rüber, durch die eine Tür, durch die nächste, noch mal hoch … Zu schaffen machen dabei nicht nur die langen Strecken. Auch die teils hohen Temperaturen zwischen Turbinen, Kesseln, Rohrleitungen und dem Wärmespeicher bringen die HKW-Mitarbeiter:innen ins Schwitzen. Diesen Bedingungen trotzend, haben sie eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen. Darunter: die Umgebungsbedingungen in den Funktionsräumen sicherstellen. Schließlich dürfen viele der dortigen Geräte beispielsweise keiner Hitze oder Feuchtigkeit ausgesetzt sein. Wäre es da nicht eine gerngesehene Unterstützung, wenn die Fachkräfte Unregelmäßigkeiten etwa bei der Raumtemperatur ganz einfach vom Rechner aus feststellen und dokumentieren könnten? „Besser noch: Die Anwendung warnt zuverlässig, sollte irgendwo etwas im Argen liegen“, sagt Sua Hwang von smart and public.

Solche Erleichterungen versprechen zum einen die LoRaWAN-Funktechnik und zum anderen smart and publics daran gekoppelte Anwendungen. Mitte Oktober war ein Teil der IoT-Sparte der Hubländer zu Gast im HKW, um einen ihrer aktuellen Projektstandorte besser zu verstehen und um die LoRaWAN-Signalstärke in einzelnen kritischen Räumen zu prüfen. Durch die Anlage führten – überaus begeisternd – ihre Ansprechpartner vor Ort, der Elektroingenieur für E-, MSR- und Leittechnik Marco Scheller sowie der Sicherheits- und Umweltingenieur Simon Hörner.

Das Heizkraftwerk war an diesem Tag nach den Stillständen im Sommer erstmals wieder im Betrieb. Nach einem hochsommerlichen Herbstbeginn benötigten die Würzburger:innen aufgrund eines Kälteeinbruchs wieder mehr Fernwärme. Zwei Mitarbeiter sieht die Besuchergruppe durch den Gitterboden ein Stockwerk tiefer mit dem Schweißgerät hantieren, einer grüßt kurze Zeit später aus der Leitwarte. „Im HKW wird so gut wie alles aus der Ferne gesteuert“, erklärt Hörner, das Gros der Belegschaft arbeite tagsüber vom Büroteil aus. „Bedienung und Überwachung der Anlagen sowie Wartungen und Reparaturen sind die Hauptaufgaben.“ Um den Mitarbeiter:innen zu ermöglichen, dabei noch gezielter vorgehen zu können, hat man ein paar Wochen zuvor Sua Hwang kontaktiert. „Wir starten erst mal mit Standard-Anwendungsfällen“, kündigt diese nun nach mehreren Gesprächen an. „Aber dabei wird es sicher nicht bleiben.“

Gleich mehrere Dutzend Sensoren kann sich Marco Scheller für das Heizkraftwerk vorstellen. Die ersten sollen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit messen, etwa in Räumen mit E- und Leittechnik – alles empfindliche Gerätschaften. Fällt etwa die nötige Kühlung im Leittechnikraum aus, könnte aktuell etwas Zeit vergehen, bis jemand davon Wind bekommt. Ebenfalls sollten Kondenswasser und andere Wassereinbrüche hier fernbleiben. Nach einem Testzeitraum vorstellbar seien dann auch Warnsysteme für Leckagen sowie die Erfassung weiterer, nicht sicherheitskritischer Größen, um Funktionsräume besser zu überwachen. „Die Zusatzinformationen helfen uns, die Anlagen noch besser im Auge behalten und frühzeitiger bei einem Fehler eingreifen zu können.“, sagt Marco Scheller. Auch der Hersteller eines Großteils der HKW-Komponenten böte diverse Überwachungslösungen, erwähnt der Elektroingenieur. „Doch da kommt zu den mit circa 1.000 Euro pro Einheit bereits hohen Anschaffungskosten aller notwendigen Materialien noch ein Verkabelungsaufwand auf uns zu.“ Die selbstfunkenden und deshalb kabellosen Sensoren, die smart and public nutzt, kosten dagegen 20 bis 100 Euro pro Stück.

Stellt sich noch die Frage nach den technischen Voraussetzungen. SPG-Entwickler Oliver Heim muss in einem offenbar gut abgeschirmten Leittechnik-Raum sein LoRaWAN-Prüfgerät in die Höhe strecken, um ein Signal zu bekommen: „Wenig, aber könnte reichen“, stellt er fest. In Würzburg empfangen und verteilen aktuell elf sogenannte Gateways die digitalen Informationen. Ein Ausbau des Netzes ist fortlaufend in Planung. Davon dürfte auch das HKW profitieren, das aktuell trotz seiner Nähe zu den Standorten WVV-Zentrale am Haugerring und Nautiland am Zeller Berg nicht in all seinen Verwinkelungen versorgt ist.

Genauso ausgebaut werden soll die Anzahl der Anwendungsfälle: Hwang, Heim und ein Teil der 14 weiteren SPGler:innen arbeiten parallel an weiteren konzerninternen LoRaWAN- und IoT-Projekten und somit an einer entsprechenden Infrastruktur. In einem Pilotversuch mit der MFN werden aus Transformatorenstationen elektrische Messwerte wie die aktuelle Auslastung übertragen, aufbereitet und im SPG-eigenen IoT-Portal visualisiert. So lassen sich zum einen kritische Netzzustände erkennen und zum anderen wichtige Eingangsdaten für die Netzplanung zur Verfügung stellen. Obendrein dürfen sich die Kolleg:innen von Genusswunder Würzburg über eine digitale Arbeitserleichterung freuen: Die gesetzlich vorgeschriebene Kühlkettenüberwachung wird mit LoRaWAN-Sensoren automatisiert, inklusive digitaler Dokumentation. Das manuelle Temperaturabnehmen in bestimmten Zeitabständen entfällt dadurch. Dominik Krost, UX-/UI-Designer bei smart and public, sorgt dafür, dass die dafür nötigen Computer- und Smartphone-Anwendungen sowie Warn-E-Mails sowohl schick als auch übersichtlich daherkommen: „LoRaWAN soll Freude machen“, sagt er – und liefert damit die perfekten einleitenden wie abschließenden Worte für diesen Beitrag.

Dieser Artikel erschien erstmals im Dezember 2023 in „WVVextra“, der Mitarbeiter:innen-Zeitung der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, Ausgabe 3/23.

Alle Bilder und Screenshots wurden aus Sicherheitsgründen verfremdet.

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