Zukunftsoptimismus – als hätte das WuerzburgWebWeek-Team beim Erdenken eines Mottos für die diesjährige Veranstaltungsreihe einen Blick in unser Leitbild geworfen. „Wir sind Optimisten und glauben an das Gute in allen von uns und um uns herum, an gute Absichten und an Fortschritt“, heißt es darin. Sofort angefixt, sagten wir wie vergangenes Jahr als Sponsor zu und machten uns an die Planungen für ein Event. Auch hierfür wollten wir es mit dem Thema Zukunft aufnehmen: Wie können wir künftige:n Entwickler:innen zu einem sanften Start in den Beruf verhelfen? Mit einem DevRealityCheck! Unser Ziel war es, die Rollen, Freuden und Tücken der Softwareentwicklung aufzuzeigen. Eingangs berichteten Tim Janiak und Flo Prümer, ihres Zeichens Frontend-Entwickler sowie smart-and-public-Berufseinsteiger, über ihren Start, was ihnen dabei wichtig war und wo man in der Uni besser aufpassen sollte. Viel zu schade und zu wertvoll, das nicht auch in ein Interview zu packen …
Wie blickt Ihr auf „Euer“ WuerzburgWebWeek-Event zurück?
Tim: Es war schon anstrengend. Ich steckte mehr Vorbereitung rein als für den Oberbürgermeister-Besuch vor ein paar Monaten. (lacht)
Das lag sicher am höheren Redeanteil …
Tim: Auch. Ich tat mir aber schwer dabei, mir im Vorfeld zu überlegen, was die Student:innen erwarten und was ich mitgeben will.
Flo: Die Gäste blieben eine Dreiviertelstunde länger, als wir angedacht hatten. Wir mussten sie quasi rausschmeißen, damit unsere Tischreservierung nicht verfällt. Das zeigt, denke ich, dass wir zufrieden sein können.
Ihr wart bei der Durchführung gefragt, weil ihr beide direkt von der Uni zu smart and public kamt. Wie habt Ihr Euch hier einleben können?
Tim: Ich kam zwei Monate nach Unternehmensstart dazu, als erster Entwickler. Obwohl damals noch kein Projekt lief, ging es dennoch sofort los. Marcus (Simon, Head of Tech) und ich legten mehrere kleine Proof of Concepts auf, um nach und nach einen Tech-Stack zu entwickeln. Teilweise handelte es sich dabei nur um rudimentäres Ausprobieren – aber total wertvoll sowohl für mich als auch für die Firma.
Wie wars bei Dir, Flo?
Flo: Ich bin seit April dieses Jahres dabei. Die Entwicklung des Smart City Hubs lief, der Scrum-Prozess war eingespielt: Da muss man erst einmal reinkommen. Dass ich bereits im ersten Sprint etwas beitragen konnte, empfand ich als superwertvoll. So kommen Anzeichen des Impostor-Syndroms erst gar nicht auf.
Selbstzweifeln gegenüber den eigenen Fähigkeiten …
Flo: Genau. Das Gefühl, zu Unrecht an Ort und Stelle zu sein und allen nur etwas vorzumachen. Da hilft es, über das Onboarding gleich mal mit allen ins Gespräch zu kommen, schnell integriert und gebraucht zu werden.
Du berichtetest bereits unseren Gästen von diesem Bedürfnis.
Flo: Das war mir wichtig, da dies glaube ich viele betrifft – gerade, wenn man direkt von der Uni kommt: „Bin ich jetzt gut ausgebildet, oder nicht?“ Und dann auch noch der Switch hin zur Vollzeitarbeit … Da passiert viel in und mit einem.
Wie empfandet Ihr die Umstellung von Studium auf Beruf?
Tim: Schon krass. Klarer Unterschied. Fünf Tage die Woche, acht Stunden am Stück funktionieren? Das kannte ich aus dem Studium kaum. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen.
Flo: Dem stimme ich voll zu. Ich freute mich jedoch auch auf einen Regelalltag. Mich störte es gegen Ende hin immer mehr am Student:innendasein, dass man eigentlich nie so richtig Feierabend hat und alles mit nach Hause und mit ins Wochenende nimmt. Natürlich legt man mal längere Pausen ein und kann an einem Dienstagvormittag durch die Innenstadt schlendern. Wirklich abschalten allerdings geht im Berufsleben besser.
Rückblickend: Was – ob Inhalte oder Erfahrungen – war das Wertvollste aus Eurem Studium für Euren heutigen Arbeitsalltag?
Flo: Praxisarbeit und Projekte. Man arbeitet im Team, lernt viel über Kommunikation und Prozesse, und die Inhalte waren für mich immer greifbarer als in den meisten Vorlesungen.
Tim: Inhaltlich fand ich den Bereich „Kommunikationsnetze“ wertvoll. Mit dem Internet arbeitet man in den meisten Fällen, da hilft ein tieferes Verständnis definitiv. Beim Smart City Hub beschäftigen wir uns intensiv mit Kubernetes, einem System zum Verwalten und Skalieren von Anwendungen. Mein Unipraktikum zum Thema „Aufbau von Netzwerken“ erweist sich da als gute Basis.
Flo: Dass ich mich durch den Master in Informatik noch einmal breiter aufgestellt habe, hilft mir heute definitiv. Zwar deckte sich mein Bachelorstudium der Mensch-Computer-Systeme perfekt mit meinen Interessen. Noch mehr Weitblick erlangt zu haben, ermöglicht mir aber, Dinge aus anderen Bereichen als Frontend besser einordnen zu können.
Tim: IT-Security noch. Das Thema ist einfach allgegenwärtig in der Entwicklung. Da werden Prinzipien vermittelt, die man gut für den Hinterkopf gebrauchen kann.
Programmieren, erzähltest Du mal, Tim, spielte im Informatikstudium eine untergeordnete Rolle. Können Berufseinsteiger:innen darauf verzichten?
Tim: In der Softwareentwicklung sicher nicht. Man sollte mindestens mal rumgespielt haben, Sachen ausprobiert. Den Umfang und die Qualität von professionellen Teams erreicht man jedoch nicht. Das lässt sich nicht simulieren.
Flo: Umso mehr Programmiererfahrung man mitbringt, umso mehr hat man in Einstellungstests und Vorstellungsgesprächen vorzuweisen. Gerade deshalb finde ich es wertvoll, mit Kommiliton:innen privat einfach ein paar Projekte zu starten. Gleichzeitig lernt man Zusammenarbeit und Interaktion in der Gruppe, was alle weiterbringt.
Welche Coding-Erfahrungen brachtet Ihr mit?
Tim: In der Uni löst man mal einzelne Aufgaben, ganz modular. Die Grundprinzipien und der Aufbau von Programmiersprachen werden vermittelt. Weitreichender bei mir wurde es erst mit der Masterarbeit, im Zuge derer ich eine Webseite programmierte. Sonst bliebs meistens bei kleineren Anwendungen im Privaten – ein Lern-Tool, das einen Algorithmus visualisiert, oder kleinere Anpassungen an Videospielen.
Flo: Ich beteiligte mich bei einigen App-Projekten, die aber nie so wirklich ins Rollen kamen. Unter anderem wollte ich mit Studienkolleg:innen eine Anwendung bauen, die User beim Ansähen und Aufziehen von Pflanzen und Kräutern begleitet, Handlungsanweisungen gibt, erinnert und so. Das fände ich heute noch hilfreich …
Wie wichtig ist Erfahrung in der Softwareentwicklung?
Tim: Durch Erfahrung bekommt man ein viel breiteres Bild und findet bei Problemen häufig schneller eine Lösung.
Flo: Junge Entwickler:innen allerdings können helfen, Denkmuster aufzubrechen und moderne Elemente einzubringen. Wie so oft zahlt es sich einfach aus, divers aufgestellt zu sein – wie es bei uns der Fall ist.
Welche Tipps habt Ihr noch für junge Informatikstudent:innen?
Tim: Übungsblätter brachten mir mehr als viele Vorlesungen, in denen einfach nur Folien abgelesen wurden. Das kann ich auch selbst zu Hause.
Flo: Die Erfahrung machte ich ebenfalls. Aber egal zu was man geht: Wirklich zuhören hilft! Dadurch ersparte ich mir viel Lernzeit, da ich Inhalte so bereits abgespeichert hatte.