Dominik mit Zettel in der Hand sitzt auf einem Stuhl, Karina im Vordergrund

Dominik Krost ist seit September 2022 das kreativste Puzzleteil von smart and public. Denn der 33-Jährige ist als User-Experience- und User-Interface-Designer (UX/UI) bei uns tätig. Das sind Gestalter, die entscheiden, wie eine App, eine Webanwendung oder eine Software aufgebaut sind, wo was zu finden ist und was passiert, wenn man diesen oder jenen Knopf drückt. Kurzum: Sie sind dafür verantwortlich, dass sich Nutzer:innen zurechtfinden, dass sich ihre Erwartungen und Bedürfnisse erfüllen und dass sie zum gewünschten Ziel gelangen. Okay, „kurz“ war das auch nicht. Lassen wir den Experten sprechen. Im Interview erklärt der aus Hannover zu uns gestoßene Rheinhesse, wie er zu seiner Fachdisziplin kam, wie er sie interpretiert und was smart-and-public-Lösungen verbinden sollte.

Max: Wie kommst du rein, Domi?

Dominik Krost: Gut, ich freue mich, nachdem wir das Interview ja mehrmals verschieben mussten.

Max: Kein Wunder, Du nimmst schließlich nicht nur die Rolle des UX/UI-Designers bei uns wahr, sondern auch die des Product-Owners. Gibts das häufiger so?

Dominik: Es ist eher selten – aber naheliegend. Ich arbeitete bisher immer sehr eng mit Product-Ownern zusammen, um User Flows durchzusprechen und Tickets zu definieren. Und da ich mich stets weiterentwickeln will, schlug ich die Doppelrolle im Vorstellungsgespräch vor. Offenbar fand ich die richtigen Argumente und mir wurde das zugetraut.

Max: Ist die Doppelbelastung auf Dauer stemmbar?

Dominik: Das ist projektabhängig. Bei der IoT-Plattform zum Beispiel, die wir gerade für die WVV bauen, ist Design erst mal nicht so gefragt. Da kann ich wunderbar als Product Owner in Erscheinung treten. Wenn es aber später um Anwendungen geht, um Lösungen für Endverbraucher:innen, muss ich andere Prioritäten setzen.

Max: Dann bist du vorwiegend Designer. Wie kamst Du zu UX-/UI-Design?

Dominik: Ich habe in der Schule super gerne gezeichnet und schrieb mich deshalb in Kommunikationsdesign in meiner Heimatstadt Mainz ein – eigentlich, um Illustrator zu werden. Zwang und Vorgaben nahmen mir aber den Spaß daran.

Max: Also blieb noch die Design-Sparte …

Dominik: Genau. Wobei mir da auch nicht alles taugte. Vielen ging es nur darum, dass etwas schick aussieht. Der Nutzen und der Sinn für Dritte waren oft sekundär. Das ist auch erst mal nichts Verwerfliches. Ich begriff jedoch für mich, dass ich den Nutzwert mehr in den Mittelpunkt stellen will.

Dominik diskutiert gestenreich

Max: Das klingt so, als ob UX- und UI-Design kein wirkliches Thema in Deinem Studium gewesen wären.

Dominik: Ja, das stimmt. Was zweierlei Gründe haben dürfte. Zum einen ist Mainz die Stadt von Johannes Gutenberg. Print überstrahlt da alles – auch an den Hochschulen. Und mein Studium ist schon etwas her, vor zehn Jahren habe ich angefangen. Heute sähe das bestimmt etwas anders aus, denn die Disziplin wird immer populärer. UX-/UI-Designer werden gesucht, darauf reagieren die Hochschulen natürlich.

Max: Wo und wie kamst Du dann zum Thema User Experience?

Dominik: Als Werkstudent in einer Agentur. Dort rutschte ich in die Augmented- und Virtual-Reality-Schiene, was damals, so 2014, 2015, noch völlig neu war. Eine komplett offene Welt, mit der Herausforderung, diese für mögliche User:innen zum Beispiel in Museen zu erschließen. Was kann man damit machen? Wo könnte ein Nutzen liegen? Das steckte dann schon sehr viel UX- und UI-Design drin.

Max: Klingt aufregend, aber auch kompliziert. Wie erklärst Du Deiner Oma, was du genau machst?

Dominik: Gute Frage. Eine Metapher wäre da gut.

Max: Digitaler Lotse vielleicht?

Dominik: Nein, ich bin kein Lotse. Ich helfe niemandem aktiv, sondern sorge bestenfalls dafür, dass keine Hilfe notwendig ist. UX-/UI-Designer sind eher Verkehrsplaner:innen, die aber – ohne da jemandem nahe treten zu wollen oder Ahnung davon zu haben – viel mehr und schneller auf Tests, Kund:innen- und User:innen-Feedback sowie Analysedaten reagieren.

Domi sitzt neben Sua und Max beim Lego Serious Play und lauscht gespannt

Max: Deine Arbeit ist also mit Veröffentlichung nicht getan?

Dominik: Ganz und gar nicht. In der Projektphase mache ich mir Gedanken, wie alles funktionieren könnte, wie man alle Anforderungen unter einem Hut bekommt. Während der Entwicklung wird adaptiert und angepasst. Alles so weit logisch. Doch ich benötige Nutzer:innen-Erfahrungen aus Tests und Betaphasen. In der eigenen Blase zu verweilen, kann ich mir nicht erlauben. Die User:innen müssen mitgenommen werden und zufrieden sein.

Max: Und hübsch muss es aussehen.

Dominik: Ja, aber meine Aufgabe geht tiefer als das. Auf jeden Fall sollte man UX und UI nicht gleichsetzen. Nicht nur schöne Oberflächen, also User Interfaces zählen. Die User Experience – der Userflow, der Aufbau, die Struktur –, das sind Dinge, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Auch wichtig: Welche Daten sollen Nutzer:innen überhaupt sehen? Was lasse ich weg? Das kostet viel mehr Zeit, Energie und Gehirnschmalz als die letztendliche Optik. Ich will aber nicht abstreiten, dass ein positiver optischer Eindruck hilft. Anwendungen sollen Spaß machen.

Dominik mit Zettel in der Hand und konzentriertem Blick

Max: Wie viel Auflockerung ist erlaubt?

Dominik: Das hängt vom Kontext ab. Eine Banküberweisung muss einfach und logisch sein. Das muss man auf Abläufe, Positionen und Bezeichnungen zurückgreifen, die gelernt sind. Ein gutes Beispiel: Wo ist beim Online-Shopping Dein Einkaufswagen platziert?

Max: Oben rechts.

Dominik: Genau. Wenn er woanders ist, fängst Du das Suchen an. Gleichzeitig finde ich Goodies und Gimmicks, die es zu entdecken gibt, supernett. Wenn man in Chrome mehr als 100 Tabs geöffnet hat, erscheint beispielsweise ein Smiley anstatt der Tab-Anzahl. Oder der kleine Dino, mit dem man spielen kann, wenn gerade keine Internetverbindung vorhanden ist … Solche Sachen sind cool.

Dominik vor dem smart-and-public-Logo

Max: Unser Feld, der öffentliche Bereich, ist aber schon recht ernst. Geht das da auch?

Dominik: Warum nicht? Was würde dagegen sprechen? Wenn die Prozesse funktionieren, sind ein Smiley oder eine andere Spielerei völlig legitim. Die öffentliche Hand und ihre ganzen Dokumente sind zu trocken und zu ernst. Die Hauptsache ist, dass wir Daten, die wir erheben und verarbeiten, gut, sicher und souverän behandeln. Gleichzeitig den Nutzer:innen eine kleine Freude bereiten? Na klar, gerne!

Max: Hast du den Anspruch, Neues zu erschaffen?

Dominik: Der oberste Anspruch ist: Es muss funktionieren. Die Leute müssen finden, was sie brauchen, wissen, wie es klappt

und mit einem guten Gefühl rausgehen. Einzig kopieren von anderen werde ich deshalb aber nicht. Innovation ist ein großes Wort, aber am Zahn der Zeit sollen smart-and-public-Lösungen definitiv sein.

Max: Was könnte der rote Faden unserer Arbeit sein?

Dominik: Ich glaube nicht, dass man unbedingt gleich erkennen muss, dass diese und jene Anwendung von uns ist. Die sollen ruhig von WVV, Smarte Region oder Stadt Würzburg gebrandet sein. Verbindend ist jedoch, dass die Prozesse funktionieren. Klar und gut. Mir ist wichtig, dass die Leute, mit denen wir arbeiten, registrieren, auf welchem Niveau wir uns bewegen. Wir machen Top-Arbeit, liefern Input, denken mit. Das bekommen wir bisher in allen unseren Projekten als Feedback. Das spricht sich von alleine rum und ist Auszeichnung genug.

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