In der Softwareentwicklung setzt smart and public auf Scrum, ein „Framework für agiles Projektmanagement“. Was kann man sich darunter vorstellen? Diese Reportage in zwei Teilen taucht ein und klärt auf.
Die Siebträgermaschine surrt und dröhnt. Über den Flur und durch die offene Tür ins Workcafé. Beinahe der gesamte Technologiekreis hat sich hier eingefunden. Max Karl fehlt jedoch noch, der aufwendigen Brühtechnik wegen. Dominik nutzt die Verzögerung, fasst sich ein Herz – und ein Messer – und schneidet auf der Snacktheke den von ihm mitgebrachten Hefeschokozopf in dünne Scheiben. „Wer will noch?“
Der bereits erheblich geschrumpfte Kuchen steht symbolisch für den vorangegangenen Sprinterfolg. Alternativ werden auch mal Pizza oder Waffeln frisch gebacken. „Kann man da mit gutem Gewissen ein zweites Stück essen?“, fragt Marcus in Richtung des Hobbybäckers. „Na ja, da sind 400 Gramm Schokolade drin“, merkt Dominik an. „Aber Zartbitterschokolade, geht schon!“
Marcus kann widerstehen. Sicher eine Kopf-, keine Bauchentscheidung. Nervennahrung jedenfalls scheint an diesem Mittwochnachmittag keine nötig zu sein. Die Stimmung ist gut bis ausgelassen. Sprint Planning, 8. März 2023, 13 Uhr, Auftakt eines jeden zweiwöchigen Entwicklungszyklus‘. Selbst die angesetzten drei Stunden sorgen nicht für Verstimmungen.
Oder wissen die sieben aktiven und allesamt erfahrenen Teilnehmer:innen zu diesem Zeitpunkt bereits, dass das Meeting dieses Mal nur halb so lange dauern wird? „Wir hatten uns im Vorfeld dazu schon vieles angeschaut und uns auf eine Technologie geeinigt“, bestätigt Bastian im Nachgang.
Pragmatismus macht Freude
Der Stimmung zuträglich dürfte allerdings auch die Aussicht sein, in 14 Tagen illustren Gästen die Sprint-Ergebnisse vor Ort zeigen zu können: dem Oberbürgermeister der Stadt Würzburg Christian Schuchhardt sowie Mitgliedern des smart-and-public-Aufsichtsrats. Doch das ist heute nur am Rande Thema.
Für Head of Technology Marcus etwa entspringt die Freude vielmehr aus dem lebendigen Pragmatismus. „Anfangs war das schon anstrengend, Review, Retro und Planning an einem Tag“, erinnert er sich. „Doch das Gefühl, gleich in den nächsten Sprint zu starten, den Flow mitzunehmen, das gefällt mir richtig gut.“
Sprint Plannings sind, das erklärt Scrum-Masterin Karina, stets in zwei Blöcken aufgeteilt. Zuerst schlagen Product-Owner:innen ein Sprintziel vor, dieses Mal „Wir können uns ein- und ausloggen“, und bringen dazu passende User Stories ein. Ein Beispiel dafür: „Als Benutzer:in möchte ich nach erfolgreichem Login eine Übersicht der zur Verfügung stehenden Funktionen und Systeme haben, sodass ich direkt mein relevantes Anliegen starten kann.“
Anschließend steht die Frage im Raum: „Wie setzen wir das technisch um?“. Hier entstehen Arbeitspakete, sogenannte Tasks und Subtasks. Das sind einzelne Aufgaben, die Entwickler:innen zu erledigen haben, um die Anforderungen der User Story zu erfüllen. Letztendlich werden diese auf einzelne Köpfe verteilt.
Karina ist es auch, die durch solche Meetings führt. Sobald es zu den Tasks kommt, teilt sie ihren Screen über das Konferenzsystem. Zu sehen ist die Oberfläche der Software Jira, ein Projektmanagement-Tool, prima geeignet für den Scrum-Prozess. Hier lassen sich eben User Stories, Tasks und Subtasks, dazu noch Akzeptanzkriterien, Epics und Definitions of Done anlegen, verschieben, zuweisen und dokumentieren.
Task-Vorschläge und Benennungen erfolgen auf Zuruf – Diskussionen nicht ausgeschlossen:
„Create sidebar component“
„Haben wir sicher eine Sidebar?“
[… zu weit führende Ausschweifungen …]
„Okay, dann: create menu component“
Der koffeingestärkte Max Karl, Marcus und Dominik wollen an dieser Stelle noch nicht entscheiden, ob die zu programmierende Anwendung über eine Sidebar gesteuert wird oder nicht. Die Bezeichnung „menu“ lässt das Thema offen. Karina notiert. Am Rande: Keine Woche später steht da nun doch „sidebar“ – die Einigung fiel im „Doing“.
Der OB verschiebt. Was nun?
Doch an was wird da eigentlich gearbeitet? Aktuell entsteht der Smart City Hub (SCH), der gemeinsam mit dem Smarte-Region-Team entwickelt wird. Wie das Wörtchen „Hub“ bereits verrät, handelt es sich dabei um einen Knotenpunkt für eben alle digitalen Lösungen, die sich die im Zuge des Modellprojekts Smart City (MPSC) zusammengestellte Gruppe von Stadt und Landkreis Würzburg ausgedacht hat. Eine gemeinsame Infrastruktur, ein gemeinsamer Anlaufpunkt und ein gemeinsamer Login für ganz unterschiedliche Apps und Webanwendungen. Und genau um Letzteren geht es in diesen zwei Wochen, um das Tor zur Würzburger Smart City.
Ob das jedoch genug ist, um Oberbürgermeister und Aufsichtsrat von den Workcafé-Sitzgelegenheiten zu hauen? Eine Login-Maske, wie man sie von zig anderen Seiten und Anwendungen kennt?
Am Tag nach dem Planning trudelt eine Mail in Lisas Postfach ein. Der OB kann am 22. März leider nicht wie angekündigt um 9 Uhr, sondern erst um 11 Uhr ins Skyline Hill Center kommen. Er und das vor allem aus Stadträt:innen bestehende Kontrollgremium werden demnach nicht wie geplant zur Sprint Review, der Zurschaustellung der Sprint-Ergebnisse, anwesend sein. Also Review verschieben? Die Entscheidung wird vertagt.
Wie wir uns entschieden haben und mehr, liest Du in Teil 2.